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Bevor AGI kommt: Die wahre KI-Revolution passiert bereits jetzt

23.04.2025 Mario Bock

Künstliche Allgemeine Intelligenz (AGI) ist das große Versprechen des Silicon Valley – und zugleich sein liebstes Mysterium. Maschinen, die denken wie Menschen? Das befeuert Schlagzeilen, Tech-Visionen und Science-Fiction-Filme. Doch hier kommt der Twist: AGI ist noch nicht da. Und wird es vielleicht auch noch lange nicht sein. 

Genau das macht diese Phase so spannend. 

Während alle auf das ferne Ziel AGI starren, entwickelt sich im Hintergrund eine ganz andere Revolution: Eine neue Generation von KI-Modellen entsteht. Nicht allgemeingültig, aber in vielen Bereichen mächtiger als alles, was wir bisher kannten. Diese Modelle unterstützen nicht nur – sie schlussfolgern, gestalten, organisieren. 

Die eigentliche Frage lautet also nicht: "Wann kommt AGI?" Sondern: "Welche Fähigkeiten bringt KI bereits jetzt mit, die alles verändern?" 

AGI: Noch Vision, kein Fakt

Trotz medialem Hype: Eine echte AGI wurde bislang nicht erreicht. Tests wie der ARC-AGI-Benchmark von François Chollet sorgten für Furore, als OpenAIs o3-Modell gute Ergebnisse erzielte. Manche werteten das vorschnell als Durchbruch. Doch Chollet selbst widersprach: Der Test messe Verallgemeinerung – nicht allgemeine Intelligenz. 

Selbst die leistungsstärksten Modelle scheitern aktuell an solchen Benchmarks. Experten wie Geoffrey Hinton, Demis Hassabis und Sam Altman sind sich einig: AGI ist noch Zukunft. Vielleicht in 5, 10 oder 20 Jahren. Aber sicher nicht heute. 

Und genau darin liegt eine Chance. 

Der Weg zur AGI: 9 Stufen der KI-Entwicklung

Um den Fortschritt einzuordnen, hilft ein Modell mit neun Entwicklungsstufen. Es basiert auf Sam Altmans fünfstufigem Framework, erweitert um Perspektiven starker KI. Aktuell bewegen wir uns in Stufe 3: KI kann verstehen, logisch schlussfolgern und erste Aufgaben autonom erfüllen. 

Zentrale Rolle spielen dabei KI-Agenten: Systeme, die Aufgaben mit wenig menschlichem Eingriff eigenständig lösen. Sie bilden heute das Fundament sogenannter "Large Process Models" und koordinieren zunehmend komplexe Prozesse. 

Doch das ist erst der Anfang. 

Infografik, die die Hierarchie der Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz von schwacher bis starker KI veranschaulicht.

Stufe 4: Innovative Intelligenz

KI kann Bilder erzeugen, Texte schreiben, Proteine falten. Systeme wie DALL·E oder AlphaFold sind beeindruckend. Aber echte Innovation bedeutet mehr: reflektieren, verwerfen, neu denken. So wie es ein Autor, Künstler oder Designer tun würde. 

Eine KI der vierten Stufe müsste genau das leisten: Entscheidungen abwägen, Alternativen bewerten, sprachliche und ästhetische Feinheiten erkennen. Ein einfaches Beispiel: Ein Modell der zweiten Stufe vergleicht Softwareentwickler mit Bauarbeitern. Ein kreatives Modell erkennt im Schreibprozess: Der Begriff "Architekt" erzeugt ein stärkeres Bild – und passt die Metapher an. 

Diese Fähigkeiten wären nicht nur für Text relevant, sondern für Produktentwicklung, Marketing, Design. Wichtig: All das müsste in einem einzigen, universell einsetzbaren Modell vereint sein. Keine Werkzeugkiste spezialisierter Agenten – sondern echte integrierte Intelligenz. 

Stufe 5: Organisatorische Intelligenz

Hier betritt KI die strategische Ebene: Ein System, das nicht nur Empfehlungen gibt, sondern Entscheidungen trifft – über Abteilungen hinweg, in Echtzeit. 

Stellen Sie sich eine KI vor, die Personalmangel erkennt, Budgets analysiert, Stellenausschreibungen generiert und sie autonom veröffentlicht. Sie greift dabei auf ERP-, CRM- und andere Unternehmenssysteme zu, vernetzt alles, was nötig ist. 

Diese Form der organisatorischen Intelligenz existiert nicht mehr als Insellösung, sondern als zentraler Akteur im Unternehmen. Der Weg dorthin? Enge technische Integration, Interoperabilität und Vertrauen in datengetriebene Prozesse. 

Zwei Wege, ein Ziel

Kreative KI und organisatorische Intelligenz entwickeln sich parallel. Die eine erfordert Rechenleistung und algorithmische Tiefe. Die andere: Daten, Struktur, Skalierung. 

Treffen sie sich, entsteht etwas Neues: Ein System, das gleichzeitig strategisch denkt und kreativ gestaltet. Erste Ansätze sehen wir bereits: smartere Textgenerierung, bessere Produktideen, effizienterer Code. 

Das Puzzle formt sich. 

Was ist überhaupt AGI?

Ein letztes Gedankenexperiment: Wann gilt eine KI als "allgemein"? 

Sam Altman antwortete auf die Frage, worauf er sich 2025 freue, schlicht mit: "AGI." Doch was meint das? 

Wenn AGI bedeutet, alle Denkaufgaben eines durchschnittlichen Menschen zu lösen, sind wir vielleicht näher dran als gedacht. Denn nicht jeder Mensch ist kreativ, analytisch oder systematisch. Könnte also eine "durchschnittliche" KI genügen? 

Ohne klare Definition wird es schwer, den Durchbruch zu erkennen. 

Fazit: Die Revolution hat längst begonnen

Wir müssen nicht auf AGI warten, um fundamentale Veränderungen zu erleben. Sie passieren bereits – in den Modellen, die denken, optimieren, organisieren. 

Stufe 4 und 5 sind keine Durchgangsstationen. Sie sind Meilensteine. Ihre Auswirkungen werden unser Arbeiten, Entscheiden und Entwickeln verändern. 

AGI ist die Schlagzeile. 

Doch die eigentliche Geschichte beginnt jetzt. 

ÜBER UNSERE EXPERT:INNEN

Mario Bock

Mario Bock

AI Application Specialist | Corporate Marketing

Mario Bock arbeitet seit 2023 als AI Application Specialist im Bereich Corporate Marketing bei INFORM. Er kam 2016 zu INFORM und begann seine Karriere in der Softwareentwicklung. Angetrieben von seiner Begeisterung für künstliche Intelligenz schrieb er ein Buch über die Grundlagen der KI und konzentriert sich nun auf die Anwendung von KI-Tools im Marketing. Mit seiner Leidenschaft für Innovation und praktische KI-Anwendungsfälle gestaltet er bei INFORM die Zukunft der Kommunikation und Content-Erstellung mit.

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