Puebla, Veracruz, Antwerpen, Emden? Was für eine Strecke! Doch handelt es sich hier nicht um eine außergewöhnliche Pyramiden-Tour niederländischer Auswanderer, sondern um die beispielhafte Distributionskette deutscher Neuwagen. Denn für ein Auto ist es nichts ungewöhnliches, schon mehr als 10.000 Kilometer zurückgelegt zu haben, ohne auch nur einen davon selbst gefahren zu sein.
Denn hinter der Neuwagen-Logistik stecken durchdachte Planungsprozesse, die die Reise der Wagen direkt vom Band in der Produktion beginnen lassen. Danach muss es nicht immer über Asphalt gehen: Schifffahrt oder Schienenverkehr sind im Automobil-Transport gang und gäbe. Beispielsweise liefert Volkswagen von Mexiko aus zu europäischen sowie nord- und südamerikanischen Händlern. Ford bringt seine Neuwagen von Köln via Schifftransport über die niederländischen und belgischen Seehäfen Antwerpen und Vlissingen in die ganze Welt.
Doch bei so einer langen Reise kann es erfahrungsgemäß zu Verspätungen kommen. Wer kennt das nicht? Der Flug hat Verspätung, die Bahn fällt aus oder man hat zuhause etwas vergessen. Auch bei der Neuwagen-Logistik müssen unerwartete Ereignisse wie beispielweise Verspätungen oder Schäden am Fahrzeug schnellstmöglich berücksichtigt werden. Daher werden alle Prozesse in Echtzeit gesteuert, sodass sämtliche Entscheidungen und Transportwege optimal koordiniert werden können. Durch Tracking der Wagen entsteht Transparenz, da der Status jedes einzelnen Fahrzeugs und Informationen zu der Lieferung jederzeit abgerufen werden können. Für die pünktliche Auslieferung der Neuwagen ist diese Transparenz unabdingbar.
Termintreue ist eine komplexe Herausforderung in der Neuwagen-Logistik
Pünktlichkeit gilt ja als besonders deutsche Tugend. Bei einer weltumspannenden Logistikkette erscheint diese Tugend aber eher wie ein Wunschtraum. Deutsche Automobilhersteller wie zum Beispiel Ford haben sich dennoch das Ziel gesetzt, reibungslose Abläufe zu schaffen, um Ihren Kunden die Neuwagen pünktlich zum Auslieferungstermin in Deutschland übergeben zu können. Dafür soll die Transportroute trotz der langen Reise so kurz wie möglich gehalten werden. Ressourceneffizienz kann dabei erreicht werden, indem die Auslastung der Transportmittel bestmöglich genutzt wird. Auf diese Weise können zusätzlich reduzierte Durchlaufzeiten und hohe Kosteneinsparungen erzielt werden.
Aber wie funktioniert das genau? Alles beginnt am sogenannten Zählpunkt Acht, dem Ende der Produktion: Der Neuwagen wird an die Logistik übergeben. Dank intelligenter Softwarelösungen ist es möglich, dass alle Daten über den Wagen so gesteuert und koordiniert werden, dass der Bestimmungsort, Liefertermin und Modell des Autos zu diesem Zeitpunkt schon bekannt sind und vom System für die Planung genutzt werden können. Doch auf welchem Weg soll es dann weitergehen? Per Lkw, Zug oder Schiff? Entscheidungskriterien sind hier die Länge der Transportroute und die Auslastung des Transportmittels. Außerdem sollte jeder Auslieferort wenn möglich nur einmal angefahren werden. Wichtig hierbei ist auch, dass der Neuwagen bereits so koordiniert wurde, dass er den richtigen Stellplatz im Autoterminal hat. Denn je nach geplanter Route und vorgesehenem Transportmittel sollte er zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Reihenfolge eingeladen werden können.
Falls die Reise, wie zum Beispiel bei VW, in Mexiko startet, können die Wagen, die ins Ausland exportiert werden, nach dem Transport auf Asphalt zu den mexikanischen Häfen im Anschluss verschifft werden. Die Planung muss dabei auch die ankommenden Wagen berücksichtigen, die in Veracruz oder Acapulco ankommen, um die Import- und Exportprozesse möglichst effizient zu kombinieren. Falls es nach Europa geht, können die Autos dann auf ihrem Weg um die halbe Welt auf europäischen Autoumschlagshäfen mit riesigen Parkplätzen für zehntausende Neuwagen, wie zum Beispiel in Seebrügge oder Antwerpen, zum Weitertransport geparkt werden. Die Frage, die sich hier erneut stellt: Wo muss wann welches Fahrzeug parken, damit es zur richtigen Zeit schnell und ressourcenschonend geladen werden kann?
Firmen wie das belgische Transportunternehmen International Car Operators, die für Roll-on/Roll-off-Fracht zuständig sind, bedienen sich bereits moderner Tools, um Ihre Yards und Stellplätze bestmöglich zu koordinieren. Durch die intelligente Steuerung der Prozesse am Terminal ist es möglich, anfallende Fahrstrecken zu minimieren, die Kapazität des Terminals optimal zu nutzen und gleichzeitig wenige Rangierbewegungen zu erfordern. Außerdem kann der Fahrereinsatz optimiert werden.
Fazit
Neuwagen-Logistik ist aufwendig und sehr komplex. Eine taggenaue und optimierte Planung für jedes einzelne Auto ermöglicht, dass die Kunden deutscher Automobilhersteller sich über Ihre Wagen termingerecht freuen können. Und auch die Automobilhersteller selbst sind erfreut: Durch die effiziente und termingerechte Abwicklung werden die Kosten reduziert und die Anzahl der Schadensfälle verringert.
Jeder, der schon einmal ein neues Auto gekauft hat, kann wahrscheinlich nachvollziehen, wie schön es ist, so schnell wie möglich, hinter dessen Steuer zu sitzen.
Wissen Sie, wo Ihr Auto schon überall auf der Welt war? Welcher Aspekt fasziniert Sie an der Neuwagen-Logistik?